David Maicher: „Hitzeschutz ist Gesundheitsschutz und muss als kommunale Pflichtaufgabe verstanden werden.“
Passend zu den aktuellen Temperaturen rückt das Thema Hitzeschutz ins gesellschaftliche Bewusstsein. Doch sobald die Temperaturen sich wieder abkühlen, ist das Thema vergessen – das ist so ähnlich wie mit der sog. Hochwasserdemenz.
Hitzeschutz ist in Deutschland leider ein immer noch viel zu unterbelichtetes Thema, entsprechend wird es bis auf die Kommunalebene nicht als Pflichtaufgabe betrachtet. In Erfurt ist es nicht anders. Auch hier vernachlässigt die Stadt den Schutz vor Hitze bei Kindern als eine von mehreren vulnerablen Gruppen fahrlässig.
Dazu erklärt David Maicher, Stadtrat der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Als Grüne Partei fordern wir seit unserer Gründung mehr Klimaschutz ein. Es lag nicht an uns, dass wir gesamtgesellschaftlich damit so hinterherhinken. Als Grüne Fraktion im Erfurter Stadtrat hatten wir auch frühzeitig auf die Folgen des Klimawandels hingewiesen und gefordert, uns auf diese Folgen vorzubereiten. Bspw. mit mehr Hitzeschutzmaßnahmen. Seit 2022 wird seitens der Stadtverwaltung auf unsere Nachfragen hin ein Hitzeaktionsplan angekündigt, jedoch soll dieser dem Stadtrat nicht vorgelegt werden. Was jedoch vom Stadtrat nicht beschlossen wird, wird nur wenig Wirkung zeigen. Wir fordern den Oberbürgermeister darum auf, diesen Hitzeaktionsplan dem Stadtrat zum Beschluss vorzulegen, damit die dortigen Vorschläge und Maßnahmen auch verbindlich umgesetzt werden müssen.
Bis dahin bleibt den ehrenamtlichen Stadtratsfraktionen nur der Ausweg, zielgruppenspezifisch Beschlüsse für mehr Hitzeschutz herbeizuführen. So geschehen für mehr effektiven Hitzeschutz an Schulen mit dem Antrag 2153/24, den wir letztes Jahr gemeinsam mit den Fraktionen CDU und Mehrwertstadt erfolgreich eingebracht hatten. Wie die Stadtverwaltung am 05.06.2025 in einer nachgereichten Stellungnahme zum Antrag berichtete, wird es keine Bemühungen außerhalb der jährlichen Haushaltsaufstellungen geben, man verbleibt also im Klein-Klein und wagt keine Kraftanstrengung für alle Schulen innerhalb kürzester Zeit. Das ist aus unserer Sicht beschämend, denn mindestens Außenverschattungen an Fenstern sollten sich innerhalb kurzer Zeit an allen Schulen montieren lassen – unabhängig davon, ob die Schule bereits saniert wurde oder noch nicht.“
Und Dorothea Greim, Mitglied im Jugendhilfeausschuss ergänzt: „Bei den Kleinsten in Erfurter Kindergärten findet man ähnliche Situationen vor. Auch hier reichen wir diese Tage einen separaten Antrag ein, um mehr Hitzeschutz in Kindergärten anzustoßen, da von der Stadtverwaltung nichts dazu kommt. Dieser Antrag wird im September im Jugendhilfeausschuss vorberaten – hoffentlich setzt bis dahin nicht die Hitzedemenz bei den Beteiligten ein.“
„Es ist einerseits löblich, wenn die Stadtverwaltung zum Thema Hitzeschutz ein Hitzeportal mit hilfreichen Broschüren und ein Hitzetelefon einrichtet.
Andererseits wirkt es zeitgleich wie blanker Hohn, wenn im städtischen Hitze-Handbuch den Beschäftigten aller Einrichtungen im Gesundheits-, Pflege-, Sozial-, Bildungs- und Wohnbereich empfohlen wird, durch Hitze gefährdete Personengruppen auch dadurch zu schützen, dass man die Außenverschattung der Fenster nutzt (siehe Seite 63 im Hitze-Handbuch), Wasserspielplätze baut und kühle Räume schafft, es aber an den städtischen Schulen und Kindergärten allein schon an der Außenverschattung der Fenster mangelt.
Da Hitzewellen von Jahr zu Jahr häufiger und extremer werden, fordern wir die Stadtverwaltung und den Oberbürgermeister auf, das Thema Hitzeschutz ab sofort als eine Art Pflichtaufgabe zu sehen und den Empfehlungen des eigenen Hitze-Handbuchs unverzüglich zu folgen“, betont David Maicher abschließend.
V.i.S.d.P.: Martin Kosny (0361 655 2030)
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