Wahl: Von Wiesbaden lernen, wie Fahrradförderung gelingen kann
Am 3. September hat Andreas Kowol, Verkehrsdezernent von Wiesbaden, auf Einladung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Cafe Nerly vorgestellt, wie die Landeshauptstadt Wiesbaden in den letzten Jahren ihre Radinfrastruktur entschieden verbessern konnte. Die Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat dies zum Anlass genommen, um einen 5 Punkte-Plan für guten Radverkehr in Erfurt vorzulegen. Dazu erklärt die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, Stadträtin Laura Wahl:
„Wiesbaden galt lange als ausschließlich autogerechte Stadt. Bis 2018 wurde sie wiederholt als fahrradunfreundlichste Stadt Deutschlands im ADFC-Fahrradklimatest eingestuft. In den letzten Jahren hat Wiesbaden seine Verkehrsplanung jedoch auf Radschnellweg-Tempo umgestellt und konnte durch eine konsequente Priorisierung erreichen, dass die Stadt im Jahr 2020 auf Platz 7 von 26 in der Größenkategorie Städte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner*innen gelandet ist und als „Aufholer des Jahres“ prämiert wurde. Erfurt erreicht in derselben Kategorie nur Platz 18 und konnte keine nennenswerten Verbesserungen erzielen. Wir empfehlen deshalb Oberbürgermeister Bausewein, sich die Erkenntnisse aus Wiesbaden zum Vorbild zu nehmen und legen mit unserem Plan fünf Punkte vor, die Erfurt neben der weiteren Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplans Radverkehr entscheidend voranbringen können.
Was wir als bündnisgrüne Fraktion vermissen, ist nach wie vor der spürbare Wille des Oberbürgermeisters Bausewein, Radverkehr zur Chefsache zu machen. Und nicht alle Maßnahmen müssen eine Menge Geld kosten wie das Beispiel Wiesbaden zeigt, die mit rund drei Millionen Euro pro Jahr den Sprung in Richtung Fahrradstadt geschafft haben. Im Rahmen der Verkehrsorganisation – auf die der Stadtrat aufgrund des übertragenen Wirkungskreises kaum Einfluss hat – könnte der OB durch die Ausweisung von Fahrradstraßen und Fahrradspuren auf mehrspurigen Straßen dem Rad schnell mehr Platz einräumen. Eine Umweltspur auf dem Juri-Gagarin zwischen Bahnhofsstraße und Magdeburger Allee würde eine attraktive Radverbindung schaffen und allen Menschen zeigen, dass Erfurt nun endlich ernst macht mit Fahrradstadt. Das Trippelschritttempo der letzten Jahre ist auf jeden Fall nicht geeignet, die erforderliche Mobilitätswende in Erfurt in angemessener Geschwindigkeit voranzubringen“, ist Wahl überzeugt.
„Die psychologische Wirkung von Maßnahmen wie einer fairen Neuaufteilung des Verkehrsraums darf nicht unterschätzt werden. Deshalb würden wir auch begrüßen, wenn mehr mit Fahrrad-Piktogrammen und roten Markierungen in Erfurt gearbeitet würde. Das zeigt allen Verkehrsteilnehmer*innen, dass auf dieser Strecke nicht nur Autos oder Fußgänger*innen unterwegs sind, sondern auch das Fahrrad selbstverständlich Teil des Verkehrsraums ist. Wir sind uns sicher, dass mit der Umsetzung unserer fünf Punkte, auch der Fahrradklimatest in Erfurt endlich bessere Ergebnisse erzielen würde. Zudem fühlen wir uns weiter der Umsetzung des erfolgreichen Radentscheids verpflichtet, wo dem Beschluss dafür nun auch Taten folgen müssen“, schließt die grüne Verkehrspolitikerin.
V.i.S.d.P.: Martin Kosny (0361 655 2030)
Hier finden Sie den 5 Punkte-Plan für guten Radverkehr in Erfurt
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Erfurter Grüne unterstützen Klimastreik und Tag der Schiene
Wahl: „Noch in diesem Jahr Michaelis- und Moritzstraße zur Fahrradstraße machen“
Die Erfurter Grünen unterstützen den Klimastreik von Fridays For Future, der am Freitag, 15. September um 16:30 Uhr auf dem Erfurter Anger startet. Außerdem leitet die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit Aktionen zum „Tag der Schiene“ auf dem Bahnhofsvorplatz die europäische Mobilitätswoche ein.
Weiterlesen »
Grüne fordern ehrliche Kita-Debatte statt Schönmalerei
“Die Erfurter Kita-Landschaft ist mit heißer Nadel gestrickt. Das große Kita-Sanierungsprogramm der letzten Dekade ist noch nicht abgeschlossen, das heißt einige Kitas noch nicht durchsaniert. Darum sollte dieses Sanierungsprogramm laut Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2021 für die Jahre 2022-2025 fortgeschrieben werden. Diese Fortschreibung ist zwingend notwendig, weil sie eine fachliche Grundlage für die ausstehenden Sanierungen und für die Bereitstellung der notwendigen Finanzen in den jährlichen Haushalten darstellt. Auf unsere Anfrage hin erfuhren wir, dass das Sanierungsprogramm irgendwann im 2. Halbjahr 2024 vorgelegt werden soll. Dabei sollte es schon seit 2022 vorliegen! Unsere Anfrage nach den geplanten Neubauten blieb unbeantwortet.
Weiterlesen »
Stadtspaziergang zu Hitzeschutz, mit Umweltminister Stengele und Stadträt*innen Wahl und Maicher
Die aktuelle Hitzewelle kommt nicht überraschend – Hitze ist im Sommer viel mehr das neue Normal. Städte und Gemeinden sind aufgefordert, sich darauf vorzubereiten. Beim Stadtspaziergang werden die Referent*innen Bernhard Stengele (Thüringer Umweltminister) und die Stadträt*innen Wahl und Maicher an verschiedenen Stationen in Erfurt aufzeigen, wie der Umbau Erfurts zur hitzerobusten Stadt gelingen kann. Dabei nehmen sie insbesondere auch die Auswirkungen von Hitze auf die Menschen in den Blick: „Hitze ist eine ernsthafte, aber häufig unterschätzte, Gefahr für unsere Gesundheit – vor allem für ältere und herzkranke Menschen. Hitzeperioden führen auch in Deutschland regelmäßig zu einem Anstieg der Sterblichkeit. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts gab es in diesem Jahr bis zur Kalenderwoche 31 rund 1700 hitzebedingte Sterbefälle.
Weiterlesen »