Der Flughafen Erfurt-Weimar ist nur mit staatlichen Subventionen überlebensfähig. Nicht erst seit der Corona-Pandemie stellt sich die Frage nach dem Sinn eines Regionalflughafens in Erfurt. Neben den bekannten ökologischen Fragen stellt sich zunehmend auch die Frage nach der langfristigen Wirtschaftlichkeit. Darum hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Erfurter Stadtrat heute einen Antrag eingereicht, mit dem sie ein tragfähiges Nachnutzungskonzept für das Flughafengelände fordert.
Dazu erklärt Stadträtin und umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Laura Wahl:
„Die utopische Hoffnung aus den 1990er Jahren, jährlich 1 Million Fluggäste zu erreichen, bleibt auf absehbare Sicht unerreichbar. Das ist für Einwohner*innen Erfurts auch gut so, denn die Lärmbelastung bei mehreren Dutzend Fliegern täglich wäre nicht unerheblich. Gleichzeitig sind durch die ICE-Anbindung Erfurts die Flughäfen Leipzig, Nürnberg und Frankfurt am Main gut und schnell erreichbar geworden. Auch für die Wirtschaft bietet der Flughafen keinen großen Mehrwert, denn die wenigen Frachtflüge jedes Jahr könnten genauso gut über das Frachtdrehkreuz Leipzig abgewickelt werden. Stattdessen wird durch den Freistaat unter Billigung der Anteilseignerin Erfurt ein überflüssiges Infrastrukturobjekt mit mehreren Millionen Euro jährlich subventioniert, das die Ziele einer klimagerechten Entwicklung auch noch konterkariert.
Aufgabe der Politik ist es, solche Entwicklungen zu erkennen und zukunftsfähige Perspektiven zu entwickeln. Denn niemand kann wollen, dass „von heute auf morgen“ entschieden werden muss, ohne ein Konzept für die Zeit danach in der Tasche zu haben. Darum sollten wir als Stadtverwaltung und Stadtrat uns bereits heute mit der Frage der Perspektive beschäftigen, damit in Zusammenarbeit mit dem Land ein durchdachtes, sozialverträgliches Ausstiegskonzept entwickelt werden kann, das auch den Beschäftigten Perspektiven bietet. Konkret schlagen wir vor, zu prüfen, inwieweit das Flughafengelände zu einem ökologischen Neubauquartier, eine Tiny-House-Siedlung, eine Kleingartenanlage, einen Solarpark oder in eine Kombination daraus entwickelt werden kann. Schweden macht gerade vor, dass das möglich ist. Stockholm will seinen kleinen Hauptstadtflughafen schließen, um Platz für dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Diesem Beispiel sollten wir uns als Landeshauptstadt anschließen“, ist Laura Wahl abschließend überzeugt.
V.i.S.d.P.: Martin Kosny (0361 655 2030)
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