„Mein Verständnis von Demokratie ist: Ich als junger Mensch repräsentiere junge Menschen“
Jasper Robeck ist seit mittlerweile zwei Jahren Mitglied des Erfurter Stadtrats. Er ist aktuell der einzige Student und das zweitjüngste Mitglied. Einer seiner größten Erfolge bislang ist das Hochschulstandortentwicklungskonzept, mit dem Erfurt für Studierende und Lehrende attraktiver werden soll. Im Interview spricht er über seine bisherigen Erfahrungen im Stadtrat und warum es ihm wichtig ist, Politik für junge Menschen zu machen.
Fabian: Hallo Jasper, danke, dass du dir die Zeit nimmst. Dein zweites Jahr im Stadtrat ist mittlerweile um. Wie war das zweite, insbesondere im Vergleich zum ersten Jahr?
Jasper: Das zweite Jahr war deutlich besser. Ich habe das Gefühl, ich hab mich in viele Themen mehr reingefuchst, kenne die lokalen Gegebenheiten deutlich besser. Man merkt so langsam die ersten Erfolge oder die ersten Sachen, die man mit angestoßen hat, die anlaufen und das ist ein gutes Gefühl. Ich hoffe, dass es, trotz einiger Rückschläge, genauso weiter geht.
F: Wie hat die Bundestagswahl deine Arbeit der letzten Wochen beeinflusst?
J: Die Ressourcen für den Wahlkampf sind natürlich gemindert, wenn man nebenbei versucht, noch Lokalpolitik hinzubekommen. Man denkt immer, Sommerpause ist eine entspannte Zeit, aber das stimmt nicht. Wir haben verschiedene Themen jetzt aufgekocht. Es ging jetzt um den Zoopark, die Naturstiftung, wir haben ganz viel über Parkplätze diskutiert. Da fällt viel Arbeit an, die trotzdem gemacht werden muss und das nimmt natürlich Zeit weg, um Wahlkampf zu betreiben. Andererseits haben wir, und darauf freue ich mich, auch einige Sachen, die unsere Kommunalpolitik unterstützen und die möglicherweise auch ein bisschen mehr Presseöffentlichkeit erfahren. Das ist natürlich ein großer Gewinn, wenn kommunalpolitisch darüber berichtet wird.
F: Hast du einen bisherigen Erfolg, auf den du stolz bist? Etwas bei dem du gemerkt hast: Man kann auch was durchbringen in der Kommunalpolitik?
J: Ein Erfolg ist das Hochschulstandortentwicklungskonzept. Das haben wir Ende des letzten Jahres beschlossen, aktuell läuft noch die Umsetzung. Wir haben das mit einer breiten Mehrheit aller demokratischen Fraktionen beschlossen. Mit dem Konzept möchten wir den Standort Erfurt für Studis, für Lehrende, für Forschende verbessern und auch die Situation der internationalen Studierenden verbessern. Das war für mich sehr wichtig, auch als junger Mensch Politik für junge Menschen zu machen. Das ist gelungen. Jetzt bin ich gespannt und hoffe, dass die Umsetzung auch wirklich funktioniert.
F: Ich habe das damals 2019 im Wahlkampf von Laura [Wahl] und dir wahrgenommen, dass ihr den Studierenden endlich eine Stimme geben wolltet im Stadtrat. War das dein Vorhaben tatsächlich? J: Ich bin aktuell tatsächlich der einzige Studi im Stadtrat. Das ist wirklich eine der wichtigen Aufgaben. Ich kann nicht damit glänzen, dass ich der große Umweltfachpolitiker bin. Da werde ich von verschiedenen anderen Leute übertrumpft. Mein Verständnis von Demokratie ist auch das, dass ich als junger Mensch junge Menschen repräsentiere und dass ich versuche für eine sehr fluktuierende Studierendenschaft in Erfurt Fürsprecher zu sein. Das Hochschulstandortentwicklungskonzept ist eine Blüte dessen, dass wir uns für junge Menschen einsetzen. Aber das gilt auch, wenn es um Radverkehr geht, um Kultur, um Clubkultur, das war mir in letzter Zeit sehr wichtig, auch während der Pandemie. Da hoffe ich, dass ich als Studi anders drauf blicken kann und da einen Schwerpunkt setzen kann für junge Menschen, der sonst, gerade in der Kommunalpolitik, viel zu oft runterfällt.


























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